ppi Media feiert 2024 vierzigjähriges Jubiläum. Das haben wir zum Anlass genommen, Hauke Berndt und Manuel Scheyda am Jahresende zum Interview zu bitten, um einen Blick in die Vergangenheit und Zukunft zu werfen. Das Interview führte Heiko Bichel, Marketing- und PR-Manager.
Welche Meilensteine in der Geschichte von ppi Media sind aus eurer Sicht besonders hervorzuheben und warum? Was ist Euer Blick auf die letzten 40 Jahre?
Hauke: Also, natürlich beginnt alles mit der Gründung 1984, als Peter Pape sich überlegt hat, dass er die Zeitungsproduktion automatisieren möchte. Diese Idee zieht sich bis heute wie ein roter Faden durch unsere Arbeit. Das, was er damals bewegt hat, trägt sich ja über die ganze Zeit bei ppi fort. Wir haben immer im Hinterkopf: Automatisierung, Dinge einfacher machen. Das ist der Grundstein, den er damals gelegt hat, und auch das Fundament, auf dem wir heute aufbauen.
Wenn wir jetzt über Meilensteine reden: Klar, da waren zum Beispiel die ersten großen Zeitungskunden, die unsere Planungs- und Produktionslösungen eingesetzt haben. Ich glaube, man kann das auch ganz gut an den Gesellschaftern festmachen, die wir im Laufe der Zeit hatten. Das waren auch Entwicklungsphasen für ppi: Zuerst Pape und Partner Informationssysteme, dann der Verkauf 2002 an MAN Roland Druckmaschinen AG. Das war die Zeit, als wir internationalisiert haben, mit großen Projekten im Ausland etwa in Indien und den USA. Mit MAN Roland, später manroland, sind wir sozusagen huckepack gefahren und haben über diesen Weg Türen geöffnet bekommen, die wir sonst wahrscheinlich nicht erreicht hätten.
Nach der Insolvenz von manroland 2011 kamen neue Gesellschafter, die Evers-Frank-Gruppe, im Jahr 2012. Da haben wir begonnen, uns ein bisschen zu diversifizieren, also abseits des reinen Zeitungsmarktes auch andere Dinge zu tun. Wir hatten das Business Innovation Team, haben neue Geschäftsmodelle entwickelt und für Evers-Frank zum Beispiel Portallösungen umgesetzt – etwas abseits unserer klassischen Produkte. Ein weiterer Meilenstein war dann der Management-Buyout 2018/2019, wo wir uns nochmal richtig neu aufgestellt haben, mit einer strategischen Neuausrichtung und der Entwicklung unserer drei Geschäftsfelder. Jetzt sind wir auf einem guten Weg in die Zukunft.
Manuel, hast du dazu Ergänzungen oder eine andere Perspektive auf die Meilensteine?
Manuel: Ich kann mich Hauke da anschließen. Technologisch betrachtet hatten wir einige wichtige Meilensteine. Einer war sicher der Moment, als wir nicht mehr mit Tapes zum Kunden fahren mussten, sondern Software per Internet übertragen konnten. Auch Remote-Installationen waren ein großer Fortschritt. Das hat uns und den Kunden vieles erleichtert. Ein weiterer Meilenstein war die Erweiterung unseres Produktportfolios. Wenn wir neue Produkte oder Updates launchen, wie im Online-Media-Bereich, sind das immer besondere Momente. Manchmal merkt man erst Jahre später, wie wichtig diese Schritte waren, wenn sich herausstellt, dass sie den Grundstein für etwas Großes gelegt haben.
Persönlich war für mich der Einstieg ins internationale Geschäft ein großer Meilenstein. Plötzlich ging es nicht mehr nur nach Stuttgart oder München, sondern nach Delhi oder New York. Diese neue Dimension war eine Horizonterweiterung, die nicht nur technologisch spannend war, sondern auch unser Team bereichert hat.
Das führt uns zur nächsten Frage: Welche eigenen Technologien und Innovationen oder auch externe Entwicklungen hatten aus eurer Sicht den größten Einfluss auf die Entwicklung von ppi?
Hauke: Die Automatisierung in der Druckplattenproduktion und der Einsatz von Robotik, etwa beim automatisierten Papierrollenwechsel, haben uns und unseren Kunden geholfen. Technologisch war die Entwicklung hin zu Cloud-Lösungen ein Wendepunkt. Früher musste immer Hardware vor Ort installiert werden. Heute laufen viele Systeme in der Cloud. Die Pandemie hat diesen Wandel nochmal beschleunigt. Remote-Projekte sind heute Standard, was früher undenkbar gewesen wäre.
Manuel: Früher war Hardware ein großes Thema. Wir mussten Rechner konfigurieren und vor Ort installieren, weil das noch nicht alle Kunden konnten. Heute haben viele Kunden nur noch Thin Clients, und die Systeme laufen in der Cloud. Projekte sind dadurch schneller und effizienter geworden. Corona war hier ein Innovationstreiber, weil viele Prozesse, die früher vor Ort stattfanden, jetzt remote funktionieren.
Ein weiterer Punkt ist die Integration neuer Kanäle und Technologien. Kunden müssen heute flexibel auf Veränderungen reagieren können, und wir helfen ihnen dabei, indem wir unsere Software entsprechend anpassen. Schnittstellen zu Social Media oder anderen Plattformen sind hier nur Beispiele.
Wie haben sich die Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden im Laufe der Jahre verändert, und wie habt ihr darauf reagiert?
Hauke: Früher ging es vor allem um Automatisierung und Kostenreduktion. Das war notwendig, weil die Verlage unter starkem Kostendruck standen. Heute liegt der Fokus auf Integration und Workflow-Optimierung. Viele Kunden arbeiten noch manuell, und hier schaffen wir mit modernen Workflows und transparenteren Prozessen echte Mehrwerte.
Manuel: Die Erwartungshaltung der Kunden hat sich stark verändert. Sie erwarten heute Flexibilität und schnelle Verfügbarkeit. Während früher geplante Vor-Ort-Einsätze Standard waren, sind heute schnelle Remote-Unterstützung und agile Anpassungen gefragt. Das erfordert nicht nur technologische, sondern auch organisatorische Flexibilität.
Ein weiteres wichtiges Thema ist Nachhaltigkeit. Was unternimmt ppi in diesem Bereich?
Hauke: Ein großer Schritt war die Reduktion unserer Reisekosten durch Remote-Arbeit. Das hat enorme CO2-Einsparungen gebracht. Unsere Fahrzeugflotte wurde auf Elektroautos umgestellt, und unser Rechenzentrum wurde modernisiert, um energieeffizienter zu arbeiten. Jede Maßnahme, so klein sie auch sein mag, trägt ihren Teil bei.
Wie würdet ihr die Unternehmenskultur bei ppi beschreiben, und wie hat sie sich entwickelt?
Manuel: Unsere Kultur war schon immer familiär. Das gegenseitige Helfen und Unterstützen stand im Vordergrund. In den letzten Jahren haben wir erkannt, wie wichtig es ist, kontinuierlich neue Talente ins Unternehmen zu integrieren. Wir setzen auf Ausbildung, Werkstudenten und duale Studiengänge, um frische Impulse zu erhalten und das Team zu verjüngen.
Hauke: Die Pandemie hat uns vor neue Herausforderungen gestellt. Remote-Arbeit hat viele Vorteile, etwa für Entwickler, die sich besser konzentrieren können. Gleichzeitig fehlt der direkte Austausch, der für Kreativität und Teamgeist essenziell ist. Wir setzen daher verstärkt auf Social Events, um den Zusammenhalt zu stärken.
Abschließend: Welche Visionen und Pläne habt ihr für die Zukunft von ppi?
Hauke: Wir haben uns in einem strategischen Prozess viele Gedanken über die Zukunft von ppi gemacht. Ursprünglich waren wir stark im klassischen Zeitungsumfeld verankert, das unsere Historie prägt. Mit dem Management-Buyout haben wir begonnen, uns langfristig neu auszurichten und ein tragfähiges Geschäftsmodell aufzubauen. Unsere Diversifizierung basiert auf drei Geschäftsfeldern: Newspaper Production, Content Solutions und Digitalisierung.
Im schrumpfenden Markt der Zeitungsproduktion sind keine großen Wachstumsfantasien mehr realistisch. Daher konzentrieren wir uns zusätzlich auf Content Solutions, wo wir enormes Potenzial im Bereich Content Publishing sehen. In den letzten drei Jahren konnten wir hier bereits signifikante Wachstumsraten erzielen. Das dritte Geschäftsfeld, Digitalisierung, hat uns Märkte wie Pharma, Retail und Abfallwirtschaft erschlossen. Wir setzen dabei auf Individualprojekte, die langfristig auch zu neuen Standardprodukten führen können. Diese Kernkompetenzen machen uns zukunftssicher.
Manuel: Ich sehe die Zukunft von ppi als sehr positiv. Wir befinden uns immer noch im Informationszeitalter, wo Inhalte, Medien und Daten eine zentrale Rolle spielen. Seit über 30 Jahren sind wir Experten in der Medienbranche und haben uns ein einzigartiges Know-how aufgebaut. Dieses Wissen wenden wir jetzt auch auf neue Märkte an. Unsere Kernkompetenzen in Softwareentwicklung und Beratung helfen uns dabei, Unternehmen in der Digitalisierung zu unterstützen.
Ein großes Asset von ppi sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrem breiten Wissen. Ob Physiker, Mathematiker oder Biologen – die Vielfalt in unserem Team macht uns stark. Der Markt rund um Digitalisierung wächst kontinuierlich, und wir sind bereit, diese Chancen zu nutzen. Selbst wenn sich Medien oder Zeitungen irgendwann fundamental verändern, sind wir darauf vorbereitet, uns anzupassen.
Gibt es irgendetwas darüber hinaus, das ihr den Lesenden dieses Interviews noch mitteilen möchtet?
Hauke: Wenn man auf 40 Jahre ppi zurückblickt, gibt es ein verbindendes Element: die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Kunden, die wir eigentlich als Partner sehen. Viele dieser Beziehungen bestehen seit Jahrzehnten, und diese Loyalität beruht auf dem Wissen, dass wir uns kontinuierlich weiterentwickeln und immer wieder auf die Bedürfnisse unserer Partner eingehen. Dieses Element wird uns auch in Zukunft begleiten und ist eine große Quelle unserer Stärke.
Vielen Dank für das spannende Gespräch und eure Einblicke!